Erstmals bin ich Anfang März auf dem deutschen Mediationstag der Friedrich Schiller Universität, Jena gewesen. Der 2-tägige Kongress mit sicher 400 Teilnehmern widmete sich in unterschiedlichen Vorträge und 5 Arbeitsgruppen dem Thema „Gerechtigkeit in der Mediation“. Einige aus meiner Sicht wichtige Aspekte möchte ich hier kurz ansprechen….
- „Gerechtigkeit“ orientiert sich häufig an normativen und dokumentierten Regelungen. Sie ist zu unterscheiden von „Fairness“, die eher den wahrgenommenen Ausgleich von Interessen beschreibt.
- Gerechtigkeit und Fairniss sind notwendige Bedingungen, um in der Mediation Akzeptanz für eine Konfliktlösung zu finden.
- Gerechtigkeit und Fairness muß sich daher für jede Partei im Mediationsprozeß widerspiegel.
- Empfundene oder erfahrene Gerechtigkeit ist höchst subjektiv, d.h. es gibt sehrwohl Lösungen, die aus Sicht Dritter nicht gerecht sein müssen.
- Das Gerechtigkeitsgefühl des Mediators sollte daher keinen Einfluß auf die Konfliktlösung haben. (Diese These war zwischen den erfahrenen Teilnehmern jedoch durchaus strittig!)
- Eine Aufgabe der Mediators ist es, heraus zu arbeiten, was von der jeweiligen Konfliktpartei als gerecht / fair wahrgenommen wird?
- Gerecht oder ungerecht sind aber keine neutralen Ergebniss, sondern unterbewußte Signale, die Akzeptanz schaffen oder zu nichte machen.
- Gerechtigkeit wird nicht an einem Kriterium erfahren, sondern ist ein Spannungsfeld mehrerer individueller Wahrnehmungen; Gerechtigkeit läßt sich daher durch alternative Lösungen wieder herstellen.
- Die Konfliktlösung liegt zwischen den jeweiligen Gerechtigkeitsempfindungen. Die Klärung dieser Empflindungen schafft Raum für die Akzeptanz einer Lösung.
- Ein Gesetz/Richterspruch kennt nur die Gerechtigkeit vor dem Gesetz. Die wahrgenommene Gerechtikgeit und Fairniss der Konfliktparteien weicht daher in aller Regel davon ab.
- Mediation ist eine Methode, für die Parteien Gerechtigkeit her zu stellen.
Berlin, Brandenburg, 17. März 2014, Harald v. Trotha